INTERVIEW mit Martin Steer ("Frittenbude")

Auf keinen Fall zwanghaft dem Mainstream anpassen
 
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wj Großefehn. Auf dem "Hurricane“-Festival in Scheeßel brachten sie das Zelt, in dem sie spielen sollten, beinahe zum Platzen. Beim "Omas Teich“-Festival wurde der Auftritt der niederbayerischen Elektropunk-Formation "Frittenbude“ deswegen vorsorglich gleich auf die Hauptbühne verlegt. Auch dieser Gig kam so gut an, dass die Fehntjer Veranstaltungsagentur "Lake Entertainment“ das Trio bestehend aus Johannes Rögner (Raps, Leadgesang), Martin Steer (Gitarren, Backgroundgesang) und Jakob Häglsperger (Synthesizer, Bass, Drum-Computer) zu einem Gastspiel am 15. April 2011 in „Decker's Disco“ in Ostgroßefehn eingeladen hat. Aus diesen Anlass stand Martin Steer in folgendem Interview Rede und Antwort.


Frage: Stimmt es, dass ein kaputtes Autoradio schuld an der Gründung Eurer Band war?
Martin Steer: Was den Ursprung von „Frittenbude“ betrifft, stimmt das tatsächlich. Wir saßen im Auto und waren auf dem Weg zu einem Festival. Zum Glück hatte Jakob eine CD dabei, wo „Beats“ von ihm drauf waren. Wir haben dann einfach spontan angefangen, dazu zu singen und zu rappen. Das war der Grundstein von „Frittenbude“.

Frage: Wie würdest Du Euren Stil beschreiben?
Martin: Unser Stil ist im Prinzip das Ergebnis unserer verschiedenen musikalischen Persönlichkeiten. Johannes macht seit ewigen Zeiten HipHop und Rap. Ich bin Gitarrist und in diversen Indie-Bands unterwegs gewesen. Jakob ist seit längerem Techno-Produzent. Wenn man das summiert, kommt „Frittenbude“ raus.

Frage: Noch vor einigen wenigen Jahren wären sich diese drei „Stil-Parteien“ spinnefeind gewesen. Scheint so, als hätte hier ein Umdenken eingesetzt.
Martin: Das hat sich inzwischen alles geöffnet. Mittlerweile wurde bereits jeder Stil mit jedem Stil irgendwie vermischt. Und das wird auch in Zukunft noch weiter gehen. Die Leute sind längst nicht mehr auf bestimmte Stile verkopft sondern wesentlich offener geworden.

Frage: Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang das Internet?
Martin: Das spielt schon eine enorm wichtige Rolle. Ich weiß nicht, ob es uns so in der Form geben würde, wenn das Internet nicht gewesen wäre. Aber das ist ja bei den meisten Bands so. Damals, als wir angefangen haben, gab es noch Myspace. Ich meine, das gibt es zwar nach wie vor. Aber das ist ja inzwischen fast schon wieder tot.

Frage: Angefangen habt ihr mit Remixen. Ist das nicht etwas undankbar? Für gewöhnlich agiert man da doch eher aus dem Hintergrund.
Martin: Als wir zum „Audolith“-Label gekommen sind und die Anfrage erhielten, Dance-Remixes zu machen, hat uns das schon geholfen und weiter gebracht. Allein schon weil sich dadurch für uns jede Menge neue Kontakte aufgetan haben. Außerdem denke ich, dass wir uns doch ein bisschen von klassischen Remixen abheben. Das geht bei uns meistens mehr in Richtung Cover-Versionen. Die Texte werden oft komplett umgeschrieben, und auch aus den „Beats“ entsteht häufig was völlig Neues und Eigenständiges. Der Grundtrack dient da im Grunde genommen lediglich als Inspiration.

Frage: Wie kriegt Ihr es hin, dass das Konzept von „Frittenbude“ live auf der Bühne funktioniert?
Martin: Das ist im Prinzip heutzutage alles kein Problem mehr. Mit Computern, Drum-Machines und diversen Effekten lässt sich das ziemlich geil auf der Bühne umsetzen. Und wir machen ja nicht bloß so ein minimales Elektro-Geplänkel. Unsere „Beats“ hauen schon extrem rein. Dann kommen noch die Texte hinzu....

Frage: Ihr bezeichnet Euch inhaltlich nicht unbedingt als explizit politisch, bezieht aber zu vielen Themen sehr wohl klar Stellung.
Martin: Wir kommen aus einer der konservativsten Ecken Bayerns. Da hat es sich für uns fast reflexartig ergeben, gegen bestimmte Dinge zu rebellieren und für beziehungsweise gegen bestimmte Sachen Stellung zu beziehen. Das spiegelt sich natürlich auch in unserer Musik wider. Zugegeben, viele unserer Texte mögen oberflächlich betrachtet zunächst extrem hedonistisch klingen. Trotzdem schwingt da oft eine Menge Weltschmerz und Kritik mit. Das ist wieder so eine besondere Mischung, die auch bei den Leuten gut ankommt. Wenn die plötzlich merken, dass das keine reinen „Atzen“-Mitgröhlnummern sind, sondern auf einer weiteren Ebene noch eine positive „Message“ dahinter steckt.

Frage: Haben die Leute von der „Bravo“ schon mal bei Euch angeklopft?
Martin: Nein, die sind noch nicht an uns heran getreten. Und ich habe starke Zweifel, ob das jemals passieren wird. Wir wollen uns nämlich auf keinen Fall zwanghaft dem Mainstream anpassen. Natürlich ist es schön, wenn man heutzutage überhaupt noch ein paar Platten verkauft, und unser letztes Album war immerhin für eine Woche auf Platz 57 in den Charts. Aber da gibt es andere Dinge, die wesentlich wichtiger für uns sind.

Frage: Vielleicht abschließend noch ein paar Worte zu Eurem Live-Set....
Martin: Bei unserem neuen Live-Set haben wir noch ein paar mehr Songs von unserem aktuellen Album „Katzengold“ dazu gepackt, die wir live spielen werden. Ein paar schöne Remixe werden auch dabei sein. Insgesamt wird es ein bunter und frischer Mix, wo von allem und für alle was dabei sein sollte.