KINO - THE WOLFMAN




wj Aurich. Als Benicio del Toro gerade die Rolle des verwegenen südamerikanischen Revolutionärs Che Guevara spielte, soll er so wild ausgesehen haben, dass irgend jemand die Idee hatte, der Mann würde bestimmt auch einen prima Werwolf abgeben. Herausgekommen ist mit „The Wolfman“ nun ein Film, der sich nicht bloß vom Titel her eng an den gleichnamigen Horror-Klassiker mit Lon Chaney aus dem Jahre 1941 orientiert.

Die Geschichte spielt im viktorianischen England des Jahres 1891. Der renommierte Shakespeare-Darsteller Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) kehrt nach vielen Jahren das erste Mal seit seiner Kindheit auf das Landgut seiner Familie nach Blackmoor zurück. Die Sache hat allerdings keinen erfreulichen Hintergrund. Sein Bruder ist während einer Vollmondnacht spurlos verschwunden. Dessen Verlobte Gwen Conliff (Emily Blunt) bittet Lawrence um Hilfe bei der Suche. Unglücklicherweise kommt er zu spät. Der Bruder wird tot aufgefunden. Sein Körper ist entsetzlich entstellt und zerfetzt, fast so, als wäre er von einem Wahnsinnigen oder einem wilden Tier angefallen worden. Schnell gerät ein Tanzbär der ganz in der Nähe am Waldesrand lagernden Zigeuner in Verdacht. Auch Lawrence stellt hier seine ersten Nachforschungen an und erlebt eine böse Überraschung. Bevor er Näheres in Erfahrung bringen kann, wird das Lager von irgendetwas angegriffen. Eine mysteriöse Bestie richtet dort ein wahres Blutbad an. Zwar wird Lawrence ebenfalls attackiert und schwer verletzt. Aber wie durch ein Wunder überlebt er den Angriff. Bald ist er wieder wohl auf und zeigt sich fest entschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sein Vater Sir John Talbot (Anthony Hopkins) erweist sich ihm als keine große Hilfe. Der verhält sich dem Sohn gegenüber merkwürdig verschlossen und fremd. Allmählich begreift Lawrence warum. Denn der Schlüssel zum Geheimnis liegt in seiner eigenen Familie verborgen. Als erneut eine Vollmondnacht hereinbricht, bekommt er das buchstäblich leibhaftig am eigenen Körper zu spüren....

„The Wolfman“ in der Fassung von 2010 ist ein routiniert inszenierter Horrorfilm, der im positiven wie im negativen Sinne die Erwartungen erfüllt. Weil sich Handlung im Wesentlichen an die Vorlage von 1941 hält, bietet sie kaum Spielraum für Überraschungsmomente. Im Prinzip weiß man von Anfang an, wie die Geschichte am Ende ausgehen wird. Optisch ist der Streifen natürlich entsprechend den heutigen technischen Möglichkeiten aufgepeppt und mit rasant geschnittenen Action-Szenen angereichert worden. Insgesamt hält sich aber auch das in ebenso überschaubaren Grenzen wie die dezent eingestreuten Schock- und Splatter-Effekte. Von den Schauspielern liefert insbesondere Anthony Hopkins in der Rolle des mysteriös-maliziösen Gutsherrn einmal mehr eine glänzende darstellerische Leistung ab. Aber auch das war ja irgendwie zu erwarten. Wer den eher gemütlichen Gruselhorror der guten alten Schule mag, wird in und mit „The Wolfman“ sicherlich trotzdem voll auf seine Kosten kommen.
(Ostfriesische Nachrichten vom 13. Februar 2010. Trailer: Universal)