Karl Dall: Interview zum 70. Geburtstag
"Ich wollte nie angepasst sein, weil das gar nicht geht"
wj Hamburg/Ostfriesland. Er hat das heutzutage viel zitierte Genre der „Stand-Up-Comedy“ bereits bedient und geprägt, als hierzulande noch kaum jemand etwas mit diesem Begriff anzufangen wusste. Der am 1. Februar 1941 im ostfriesischen Emden geborene Karl Dall zählt zweifelsohne zu den beständigsten deutschen Komödianten. Anlässlich seines 70. Geburtstages stand der Mann mit dem charakteristischen Schlupflid im folgenden Interview Rede und Antwort.
Frage: Erzählen Sie uns doch zum Einstieg etwas über ihre Jugendzeit in Ostfriesland.
Karl Dall: Heutzutage will jeder schon mit 18 sein Auto. Wir waren da viel bescheidener. Ich war damals froh, als mein Vater mir die Hälfte fürs Fahrrad dazu gegeben hat. Den Rest habe ich von meinem Lehrgeld bezahlt.
Frage: Und was ging kulturell so ab?
Dall: Es haben sich sehr viele Jazzbands gegründet. In Emden gab es den „Jazzbunker“. Das war noch einer von diesen Bunkern, die man nach dem Krieg nicht sprengen konnte. Das war alles immer so ein bisschen verboten. Wir haben die Stadtväter scheinheilig gebeten, ob wir es uns dort ein bisschen „gemütlich“ machen können. Weil ich Fotoamateur war, habe ich ein paar rote Glühbirnen aus der Dunkelkammer mitgebracht. Wir wollten ja schließlich ein bisschen Stimmung haben. Dann haben wir uns eine Flasche Wehrmut für 99 Pfennige organisiert und uns damit einen schönen Abend gemacht. Damals gab es eben noch kein „Wetten dass...“. Was es gab, das war Kino. Ich habe mir in den 50er Jahren sehr viele Filme angeguckt.
Frage: Hatten Sie damals schon irgendwelche Comedy-Vorbilder?
Dall: Das Wort Comedy existierte damals ja noch gar nicht. Außerdem waren wir die letzten in unserer Straße, die einen Fernseher hatten. Die einzige „Comedy“, die wir kannten, das war „Mainz, wie es stinkt und kracht“ oder wie das hieß. Da, wo immer diese singende Lederschürze auftrat. Und den Peter Frankenfeld mit seiner karierten Jacke. Im Kino gab es Heinz Erhardt. Das war der einzige Komiker, über den ich richtig lachen konnte.
(Ostfrieslandmagazin 2/2011 und Syker Kreiszeitung, 29. Januar 2011, kompletter Artikel als PDF-Download)