INTERVIEW mit Joe Sample
„Ich hatte nie die Absicht, einen Top-40-Hit zu schreiben“
wj Aurich. Nicht nur weil dank eines Werbespots sein Song „Street Life“ momentan rauf und runter gespielt wird, ist Joe Sample nach wie vor in aller Munde. Der Tastenmann, der mit den „(Jazz) Crusaders“ zu Weltruhm gelangte, arbeitet seit einiger Zeit wieder eng mit seiner alten Weggefährtin Randy Crawford zusammen. Im März 2012 kommen das Joe Sample Trio und Randy Crawford auf Deutschland-Tournee. Aus diesem Anlass stand Joe Sample im folgenden Interview Rede und Antwort und ließ dabei die Höhepunkte seiner außergewöhnlichen Karriere noch einmal Revue passieren.
Frage: Wie kamen Sie zum Klavierspielen?
Joe Sample: Daran ist mein Bruder schuld. Der war während des Zweiten Weltkrieges bei der Navy in einer Swing-Band. Als ich fünf Jahre alt war, sind ein paar von den Jungens bei uns zu Hause aufgetaucht und haben im Wohnzimmer eine Session veranstaltet. Davon war ich so fasziniert, dass ich meine Mutter bat, mir Klavierstunden zu geben. Ich durfte viele deutsche Komponisten wie Beethoven, Bach und Brahms studieren. Aber die Musik von Duke Ellington, Fats Waller, Jelly Roll Morton und dergleichen hat mich genauso interessiert.
Frage: Wie professionell war der Unterricht?
Sample: Später an der High School hatten wir eine richtige Bigband mit ausschließlich schwarzen Musikern. Das hat die Politik in Texas damals sogar unterstützt. Allerdings haben die nur versucht, die Rassentrennung zu festigen. Insgeheim wussten die genau, dass das verfassungswidrig war. Darum haben sie schwarze und weiße Schulen gleichermaßen gefördert, mit dem Hintergedanken, dass die Rassen dadurch unter sich bleiben würden. Bei uns Musikern hat das aber nicht funktioniert. Egal ob Weiße, Schwarze oder Mexikaner, wir haben uns ständig zu Jam-Sessions getroffen: Meistens kam irgendwann die Polizei und hat die Sache beendet, weil die meinten, die Vermischung der Rassen wäre in Texas einstweilen noch gesetzeswidrig. Uns war das völlig egal. Wir haben uns dann einfach einen neuen Club gesucht.
Frage: Die Anfänge „Jazz Crusaders“ gehen zurück bis in diese High-School-Zeit. Wann haben sie gemerkt, dass daraus mehr als eine Schülerband werden könnte?
Sample: Als wir 1958 nach Los Angeles gingen, waren wir um die 18 Jahre alt. Da hatten wir bereits in allen möglichen Clubs in Südtexas gespielt. In Kalifornien haben wir uns ebenfalls schnell einen Namen als Tanzband machen können. Bis wir so weit waren, unsere erste Platte „Freedom Sound“ aufzunehmen, hat dann aber noch bis 1961 gedauert......
Komplettes Interview in der Zeitschrift Jazzpodium 03/2012. Foto + Video:Verve