INTERVIEW mit Maike Wagenaar
Schweigen statt Wissen weitergegeben
Das fragwürdige Frauen- und Mutterbild der Nationalsozialisten ist längst überholt und größtenteils auch überwunden, sollte man meinen. Eine neue Studie von Maike Wagenaar belegt, dass die damaligen Rollenbilder sehr wohl bis heute nachwirken. Oft wurden sie unterbewusst über mehrere Generationen weitergegeben. Die Autorin hat für ihre Untersuchung diverse Gruppendiskussionen mit Frauen aus drei Generationen ausgewertet. Die Teilnehmerinnen stammen aus dem Landkreis Aurich. Das Altersspektrum reicht von Jahrgang 1940 bis 1999.
Frage: Wie sah das Frauen- und Mutterbild vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus?
Maike Wagenaar: Zum einen gab es eine sehr intensive Emanzipationsbewegung, die neue Ideen von Frau-Sein außerhalb der Mutterschaft etablieren wollte und das Frauenwahlrecht durchgesetzt hat. Auf der anderen Seite stand das traditionelle Bild, dass die Frau für die Versorgung der Kinder zuständig ist. Wobei dieses Bild eigentlich eher neueren Datums ist. Im 19. Jahrhundert und davor hatten zumindest die Frauen aus der besseren Gesellschaft Hausangestellte, die sich um die Kinder gekümmert haben. Da lag der Fokus bei den Frauen gar nicht so sehr auf der Versorgung.
Frage:Und wie war das bei den Nationalsozialisten?
Wagenaar:Da war die Rolle der Frau ganz klar darauf fixiert, möglichst viele „reinrassige“, „arische“ Kinder zu gebären, die gemäß den Vorstellungen der NS-Ideologie dem Staat dienen sollten. Und das funktionierte eben nur, indem sie sich auch um diese Kinder kümmerten, zumal sie dadurch gar nicht erst auf andere – aus Sicht der Nationalsozialisten „dumme“ - Gedanken kommen konnten.
Frage: Was wussten die Frauen noch von damals?
Ausführliches Interview im Ostfriesischen Kurier vom 12. Juli 2023