INTERVIEW mit Gunter Gabriel

"Ich bin ein Vertreter der Underdogs"
wj Aurich. Er ist ein Mann, der gern Klartext redet. Das hat Gunter Gabriel über die Jahre viele Fans, aber auch reichlich Kritik beschert. Am Sonnabend, 13. April 2013 gastiert die Country-Legende mit seinem Programm „Hello, I'm Johnny Cash“ live in der Auricher Sparkassenarena. Aus diesem Anlass lässt Gunter Gabriel im folgenden Interview die Höhen und Tiefen seiner beispiellosen Karriere noch einmal Revue passieren und nimmt dabei, wie gehabt, kein Blatt vor den Mund. 

Frage: Herr Gabriel, Sie haben zunächst Lieder für andere geschrieben. Wie sind Sie selber zum Interpreten geworden? 
Gunter Gabriel: Das lag an Kris Kristofferson und seinem Song „Me and Bobby McGee“. In dem Refrain heißt es ja: „Freedom's just another word for nothing left to loose“. Also dass das Leben nicht das ist ist, was du in der Tasche hast, sondern, was du im Kopf hast. Das war auch immer meine Philosophie, die ich mein Leben lang gelebt habe. Ich habe den Song damals ins Deutsche übersetzt. Als sich niemand fand, der ihn singen wollte, habe ich ihn selber aufgenommen. 

Frage: Warum wollte keiner das Lied singen? 
Gabriel: Weil die Art und Weise wohl zu neu war. Und mit neuen Dingen tut man sich in Deutschland ja bis heute schwer. Allein schon, dass in meiner Version das Wort „Freiheit“ vorkam - und zwar nicht in so einer verkitschten Form wie bei Freddy Quinn - war damals anders und neu. Außerdem habe ich aus den Schauplätzen Baton Rouge, Louisiana und Mississippi im Original bei mir die Transitstrecke nach Berlin-West gemacht. Dadurch bekam das ganze einen politischen Anstrich, den vor allem die Feuilleton-Leute und die Musikredakteure im Radio richtig dufte fanden. Dabei war das ursprünglich gar nicht beabsichtigt und ist mehr aus Versehen passiert. Das kam alles einfach so aus dem Bauch heraus. 

Frage: Und von da an waren Sie auf Country programmiert.... 
Gabriel: So wie Rex Gildo, Howard Carpendale, Peter Maffay und Konsorten mit Schlag und Hasenpfote in der Hose wollte ich auf keinen Fall sein. Das war mir von vornherein klar. Ich wollte geradewegs auf die Bühne rausgehen. Nur der Song und seine Botschaft sollten wirken. Nicht ich. Ich war vollkommen unwichtig. Das machen die Country-Sänger in den USA genauso. Ob die rasiert sind oder nicht oder eine zerbeulte Hose anhaben, das ist denen scheißegal. Die gehen raus und machen ihr Ding. Man darf das nicht verwechseln mit dem Lagerfeuerromantik-Kitsch, wie ihn Tom Astor oder „Truck Stop“ verbreiten. Solche Bekloppten-Country-Musik hat der Szene in Deutschland ziemlich geschadet und viel kaputt gemacht. Diese Leute interessieren sich doch hauptsächlich dafür, ob sie sich eine tolle Villa kaufen können. So was ist mir völlig wurscht. Mir ging es - und das habe ich mir bis heute bewahrt - in erster Linie um die Inhalte der Songs.
Komplettes Interview im Heimatblatt vom 10. April 2013
Foto: Sven Sindt - Video: ZDF
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