INTERVIEW mit Herbert Grönemeyer
"Ich laufe nicht vor dem Erfolg weg"
wj Köln. In Deutschland hat er
für seine Tonträger und Musikvideos bisher über 100 Goldene
Schallplatten bekommen. Und das ist längst nicht die einzige
Kategorie, in der Herbert Grönemeyer einsam an der Spitze liegt.
Seit 1984 schaffte jedes seiner neuen Album den Sprung auf Platz eins
der deutschen Charts, so auch sein jüngstes Werk „Dauernd jetzt“,
das 2014 veröffentlicht wurde. Ende Oktober 2015 ist außerdem noch
ein Live-Mitschnitt aus Österreich erschienen. Als Abschluss ihrer
aktuellen Tour werden Herbert Grönemeyer und seine Band 2016 einige
Open-Air-Konzerte spielen. Aus diesem Anlass stand der Musiker, der
im nächsten Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, in folgenden
Interview Rede und Antwort.
Frage: Herr
Grönemeyer, Sie sind unter anderem schon in Paris aufgetreten. Wie
nahe gehen Ihnen die Terroranschläge?
Herbert Grönemeyer:
Diese unfassbare Brutalität macht einen zunächst einfach nur
sprachlos. Das ist dermaßen absurd, dass man es mit dem eigenen Kopf
erst gar nicht schnallt. Natürlich geht das alles auch mir sehr
nahe. Erst recht, weil auch ich weiß, wie das ist, jemanden zu
verlieren. Das Gefühl kommt sofort wieder hoch. Abgesehen davon ist
die Bühne ein Lebensumfeld in dem wir uns ebenfalls bewegen.
Frage: Haben Sie jetzt mehr Angst, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Grönemeyer:
Fairerweise muss man sagen, dass einen das sowieso begleitet. Wir
haben auf unseren Konzerten in der Vergangenheit bereits das ein oder
andere Erlebnis mit psychisch anfälligen Menschen gehabt. Ich kriege
das auch mit, sofern die nicht irgendwo ganz weit hinten sitzen. Was
die Geschehnisse im „Bataclán“ betrifft, gibt es einen Bericht
von der der Band, die dort gespielt hat. Den kann ich mir aber nicht
durchlesen, weil mir das tatsächlich zu sehr ans Eingemachte geht.
Letztlich ist das aber ein Thema, das uns alle angeht. Wir alle
müssen sehen, wie wir das in unsere Köpfe kriegen und wie wir damit
umgehen.
Vollständiges Interview im Sonntagsblatt vom 29. November 2015
Foto:Ali Kepenek
Foto:Ali Kepenek