INTERVIEW mit Jan Cornelius

Karriereschub dank Karl Dall
Er zählt zu den beständigsten und produktivsten plattdeutschen Liedermachern. Immerhin hat Jan Cornelius bereits über 30 Alben veröffentlicht, davon allein drei in den vergangenen drei Jahren. Zudem ist er für sein Schaffenswerk mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt 2022 mit dem Wilhelmine-Siefkes-Preis, weil er „der plattdeutschen Sprache Ausdruckskraft verleiht und sie auf vielfältige Art weiterentwickelt“, so die Begründung der Jury. Am 27. November 2023 feiert der gebürtige Hager, der im Rheiderland aufgewachsen ist und inzwischen in Leer lebt seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass lässt er in folgendem Interview noch einmal einige Höhepunkte seiner Karriere Revue passieren.

Frage: Herr Cornelius, begonnen haben Sie Ihre künstlerische Karriere als Teil des plattdeutschen Folk-Duos Jan & Jürn. Wie ist das entstanden? 
Jan Cornelius: Mein Bruder Jürn, der vier Jahre jünger ist als ich, erzählt bis heute gern die schöne Geschichte, dass er zunächst immer abends von unseren Eltern ins Bett geschickt wurde, während ich noch was auf der Gitarre vorspielen durfte. Daraus hat er die Schlussfolgerung gezogen, dass er Gitarre lernen musste, wenn er am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollte. Handwerklich hat er mich dann ziemlich schnell überholt. Öffentlich aufgetreten sind wir zum ersten Mal in der Kirche in Bedekaspel, wo mein Vater zeitweilig die Gottesdienste organisiert hat und wir Weihnachtslieder gespielt haben. 

Frage: Wurde innerhalb Ihrer Familie Plattdeutsch gesprochen?
Cornelius: Meine ersten sechs Lebensjahre habe ich nur auf Hochdeutsch zugebracht. Bei uns Zuhause sprachen die Eltern mit uns Kindern kein Platt. Das hatte damit zu tun, dass meine Mutter nicht aus Ostfriesland stammte. Als ich sechs Jahre alt war, sind wir ins Rheiderland nach Jemgum gezogen, weil mein Vater dort eine Schulleiterstelle angeboten bekommen hatte. Da sprachen die Kinder nur Platt. Als „Hochdeutscher“ gerietst du schnell in den Verdacht, etwas Besseres darstellen zu wollen. Deswegen lief man praktisch ständig Gefahr, was „auf die Mütze“ zu kriegen. Das gab mir genügend Motivation, um binnen eines halben Jahres Platt zu lernen.
Ausführliches Interview in der Ostfriesen-Zeitung vom 27. November 2023
Foto: Ehring