INTERVIEW mit Klaus Hahnenkamp

Vielen Menschen das Leben gerettet
Wenn es um Notfallmedizin geht, übernimmt seine Uni-Klinik oft eine Vorreiter-Rolle und hat damit bereits zig Menschenleben gerettet. Bei den Auricher Wissenschaftstagen wird der Klinikdirektor für Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin an der Unimedizin Greifswald Prof. Dr. Klaus Hahnenkamp am 24. September ab 19 Uhr im Auricher Güterschuppen einen Vortrag zum Thema „Sepsis - ein Notfall“ halten. Der Klinik-Chef stammt gebürtig aus Aurich.  

Frage: Sie haben Ihr Abitur in Ostfriesland gemacht. Wann und warum stand für Sie fest, dass Sie Medizin studieren?
Prof. Dr. Klaus Hahnenkamp:Das war im Verlaufe der elften bis zwölften Klasse, obwohl ich kein ausgewiesener Naturwissenschaftler gewesen bin. Meine Leistungsfächer waren Englisch und Geschichte. Auch von elterlicher Seite gab es keinerlei Verbindung dahin. Meine Motivation war und ist, selbst wenn das jetzt abgedroschen klingen mag, dass ich Menschen helfen will. Endgültig verfestigt hat es sich, als ich im Zivildienst für den Landkreis Aurich als Rettungssanitäter gearbeitet habe. Das war auch für meine Mutter der letzte Test. Die hat nämlich immer im Scherz behauptet, ich wäre zu schwach besaitet und könnte gar kein Blut sehen.

Frage:Die Notfallmedizin ist nach wie vor einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte.
Prof. Dr. Hahnenkamp: Eine unserer Säulen ist die Laien-Reanimation. Das bedeutet, wir schulen Menschen, wie sie sich bei Herz-Kreislauf-Stillstand richtig verhalten. 70 Prozent solcher Fälle passieren unter Beobachtung und zuhause. Da fällt jemand neben einem um, und man will ja helfen. Die meisten von uns haben irgendwann die stabile Seitenlage gelernt und versuchen sich dann daran zu erinnern. Die ist aber eigentlich zu kompliziert. Auf die Seite legen und den Kopf überstrecken reicht, wenn jemand bewusstlos ist. Meistens ist es aber ein Herz-Kreislaufstillstand. Da ist die stabile Seitenlage nutzlos, eine Herzdruck-Massage muss durchgeführt werden. Wie das funktioniert, ist in fünf Minuten erklärt. Das haben wir im Rahmen des Projektes „Land/Rettung“ mit bis zu 1000 Leuten am Tag trainiert, beispielsweise auf dem Greifswalder Marktplatz. Da hat auch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgemacht. Inzwischen sind wir bei der Laien-Reanimation in Deutschland von Null auf Platz drei geklettert und wissen, dass wir damit viele Leben gerettet haben.
 
Frage:Der Landkreis Greifswald ist ähnlich wie Ostfriesland überwiegend ländlich geprägt. Wie sieht es da mit der flächendeckenden Notfallversorgung aus?  
Ausführliches Interview in der Emder Zeitung vom 21. September 2024
Foto: privat