INTERVIEW mit Joja Wendt
"Ich bin in erster Linie Bühnenkünstler"
wj Aurich. Ob Boogie, Bop oder Bach – auf den schwarzen und weißen Tasten ist er unbestritten ein Meister seines Faches. Am 03. November 2011 wird der Hamburger Star-Pianist Joja Wendt ab 20 Uhr live in der Auricher Stadthalle zu sehen und zu hören sein. Aus diesem Anlass erzählt er im folgendem Interview von seinen Begegnungen mit Weltstars wie Joe Cocker, Angus Young oder Chuck Berry und gibt einen Ausblick auf sein neues Programm „Im Zeichen der Lyra“.
Frage: Können Sie sich daran erinnern, wie und wann Sie mit dem Klavierspielen begonnen haben?
Joja Wendt: Ganz zu Anfang habe ich meiner Schwester nachgeeifert. Die ist zweieinhalb Jahre älter als ich. Ich war damals ungefähr dreieinhalb Jahre alt. Als ich mit meinen dicken Froschfingern auf dem Klavier rumgehämmert habe, habe ich gemerkt, dass da ja Töne rauskamen. Meine Schwester und ich haben uns dann gegenseitig lautmalerische Geschichten über bösen Bären, kleine Vögelchen erzählt. Später habe ich ganz normalen Unterricht gekriegt und durfte, wie vermutlich die meisten anderen Klavierschüler, die gängigen Stücke wie „Für Elise“ oder das Präludium von Bach und dergleichen spielen
Frage: Sie haben Klavier studiert, nebenher aber auch in einer Kneipe gespielt.
Wendt: Das mit dem Studieren hat mein Vater mir gesagt, dass ich das machen soll. Es gibt ja bestimmte Momente, die wegweisend und entscheidend sind fürs Leben. Als ich meinem Vater gebeichtet habe, dass ich nur noch Musik machen will, meinte er zu mir: „Dann mach' das aber auch richtig“. Also habe ich Jazz studiert und bin nebenher in Hamburg in einer Kneipe als Pianist aufgetreten.
Frage: Diese Kneipe hatte ein ganz besonderes Flair ...
Wendt: Stimmt, das war ein Treffpunkt, wo im Prinzip die gesamte Szene verkehrte. Da waren zum Beispiel solche Leute wie Otto Waalkes oder Udo Lindenberg. Die waren alle da und tranken ihr Bierchen, wenn sie Zeit hatten. Ich war jeden Abend dort und habe Klavier gespielt. Auf diese Art und Weise habe ich nachher auch internationale Stars wie Joe Cocker kennen gelernt. Oder eine Inga Rumpf hat irgendwann gesagt: „Komm, den Jungen nehme ich mit auf Tournee.“ So habe ich mir meinen Lebensunterhalt verdient. Wenn das damals nicht diesen Weg genommen hätte, wer weiß, ob ich heute überhaupt dort stünde, wo ich jetzt bin.
Frage: Wie darf man sich solche Begegnungen mit den Stars vorstellen?
Wendt: Viele Stars, die in Norddeutschland unterwegs sind, bleiben oft in Hamburg im Hotel, auch wenn noch weitere Auftritte in Kiel, Flensburg oder Bremen anstehen. Ab und zu kommt es vor, dass sie einen oder mehrere Tage frei haben. Wenn sie die Conferenciers in ihren Hotels gefragt haben, wo man denn mal hingehen kann, sind die meistens zu uns in die Kneipe geschickt worden. Mit Angus Young von „AC/DC“ haben wir sogar richtig „Session“ gemacht. Der hat sich die Western-Gitarre von der Wand gegriffen und zusammen mit mir gespielt. Nachher waren in seiner Suite im Hotel „Vier Jahreszeiten“ und haben ausgiebig Party gemacht.
Frage: Was passierte bei Joe Cocker?