KINO - ALICE IM WUNDERLAND




wj Aurich. Jeder hat so seine Lieblinge. Bei Tim Burton sind es seine Gattin Helena Bonham Carter und Johnny Depp, mit denen er schon eine ganze Reihe von Filmen gedreht hat. Beide dürfen deswegen auch im neuesten Streifen des kalifornischen Kult-Regisseurs nicht fehlen. Dieses Mal wagte er sich für Disney an eine Fortsetzung des Kinderbuchklassikers „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll.

Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als Alice (Mia Wasikowska) 19 Jahre alt ist. Die Ereignisse, die sie vor 13 Jahren im Wunderland erlebt hat, verfolgen sie zwar nach wie vor in ihren Träumen. So richtig daran erinnern kann und mag sie sich aber nicht mehr. Auf einer Gartenparty mit zahlreichen honorigen Gästen erfährt das junge Mädchen, dass sie mit einem schnöseligen Lord verlobt werden soll. Just als der Adlige um ihre Hand anhält, erspäht sie ein weißes Kaninchen und beschließt sehr zum Erstaunen der feinen Gesellschaft, dem Tier zu folgen. Sie gelangt zu einem Erdloch, in das sie hinein stolpert. Nach einem tiefen Fall landet Alice in einem Raum mit verschiedenen Türen. Ein Schlüssel passt zu einer kleinen Tür, durch die das Mädchen erst hindurch kann, wenn sie einen Trank genommen hat, der sie schrumpfen lässt. Unglücklicherweise vergisst sie dabei den Schlüssel auf dem Tisch. Um den zu kriegen, muss sie von einem Kuchen essen, der sie wieder wachsen lässt. Es braucht ein paar Versuche, bis Alice das korrekte Maß gefunden hat und die Tür passieren kann. Draußen wird sie von dem weißen Kaninchen, der Haselmaus sowie dem Zwillingspaar Diedeldum und Diedeldei (Matt Lucas) erwartet. Laut einer Prophezeiung soll Alice nämlich am Blumentag das fiese Drachenmonster Jabberwocky mit dem Schwert der Weißen Königin (Anne Hathaway) besiegen. Der Haken an der Sache ist nur, dass besagtes Schwert sich gerade in der Obhut der Roten Königin (Helena Bonham Carter) befindet. Und die regiert das Unterland, wie das Wunderland in Wirklichkeit heißt, mit eiserner Faust. Auch Alice und ihre Gefährten werden umgehend von ihren Schergen angegriffen. Auf der Flucht trifft das Mädchen die Grinsekatze, die ihr rät, den verrückten Hutmacher (Johnny Depp) aufzusuchen. Tatsächlich trifft sie ihn und macht sich gemeinsam mit ihm auf den Weg zur Weißen Königin, als plötzlich erneut etwas Unvorhergesehenes passiert...

Den knallbunten Technicolor-Charme der legendären Disney-Verfilmung von „Alice im Wunderland“ aus dem Jahre 1951 kontrastiert Tim Burton mit einer morbide angehauchten Ästhetik wie man sie bereits aus Filmen wie „Beetlejuice“ (1988) oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005) kennt. Dieses Mal prägen karge Baumgerippe, zerfallene Ruinen, bizarre Pilze oder andere skurrile Pflanzen das Bild. Das alles versprüht eine gruftige „Gothic“-Atmosphäre, von der selbst die bleiche Weiße Königin und ihre Anhängerschaft erfasst werden. Dabei halten sich die Spezialeffekte in erstaunlich überschaubaren Grenzen. Statt auf das in den meisten Blockbuster-3-D-Trickfilmen inzwischen gängige Motion-Capture-Verfahren zu setzen, arbeitete Tim Burton lieber nach der klassischen Methode, indem er Animation und Realszenen miteinander vermischt. Im Vergleich zu anderen modernen Trickfilmen kommen daher viele seiner Figuren immer noch sehr natürlich rüber. Da mag man dann auch gerne über einige Unzulänglichkeiten im Drehbuch hinwegsehen. Denn wem die düster-morbide „Grufti“-Ästhetik eines Tim Burton gefällt, der wird an seiner Verfilmung von „Alice im Wunderland“ gewiss ebenso seine helle Freude haben.
(Ostfriesische Nachrichten vom 06. März 2010. Trailer: Disney)